Steine und Balken erzählen:

Altes Fachwerk Spangenberg

Diese Seite wurde im Mai 2009 mitgestaltet von Isa E. und Nina B., Schülerinnen der Gy7a an der Burgsitzschule Spangenberg.

Hier wird das Wohnhaus, von Margarethe von der Saale gezeigt, genannt Hochzeitshaus.

Beschreibung:
Stattlicher dreigeschossiger, zur Klosterstraße giebelständig angeordneter Fachwerkbau mit Mansarddach, kräftig auskragenden Quergebälken, mit Stab- und Kehlenprofil an den Schwellbalken und geschweiften Kreuzverstrebungen in den Brüstungsgefachen, an der Traufseite zur Burgstraße in Fassadenmitte angeordneter Zwerchgiebel.
Gebäude in seinen wesentlichen Teilen wohl noch aus dem 17.Jahrhundert, jedoch im 20. Jahrhundert im Sockel und Erdgeschoss teilweise erneuert, das Mansarddach aus dem 18. Jahrhundert; der ursprünglich zur Klosterstraße gelegene Eingang wurde an die Traufseite zur Burgstraße verlegt. Kulturdenkmal von künstlerischer, geschichtlicher, und städtebaulicher Bedeutung.
Rückwärtiges Nebengebäude zum Vordergebäude an der Klosterstraße: Dreigeschossiger traufständiger Fachwerkbau mit mittlerem Zwerchgiebel und schlichter Fachwerkstruktur, wohl 18. Jahrhundert, möglicherweise umgestaltete ältere Bausubstanz eines ursprünglichen Wirtschaftsgebäudes, derzeit Wohngebäude. Wegen geschichtlicher und städtebaulicher Bedeutung als Kulturdenkmal zu bewerten. Gebäude in vorbildlichem Zustand erhalten.


Dieses Haus an der Ecke der Klosterstraße zur Burgstraße hat eine sehr bewegte Vergangenheit. In diesem Haus wohnte Margarethe von der Saale, die Zweitfrau (angetraut "zur Linken") des hessischen Landgrafen Philipps des Großmütigen.. Als sie am 6. Juli 1566 starb, erhielt ihr Sohn Graf Christoph Ernst von Diez dieses Haus. Im Jahre 1568 verkaufte er es für 1000 Taler an die Stadt.
Später fand man in diesem Haus eine große Anzahl von Tischen und hölzernen Schüsseln. Deshalb gilt es erwiesen, dass dieses Haus ein Hochzeitshaus war: Der Stadtrat vermietete es, wenn Bürger eine Hochzeit feiern wollten. Alte Belege im Stadtarchiv belegen: 11 Bürger hatten in der gleichen Jahresrechnung geheiratet. Dafür musste jeder Bürger 8 Albus (1 Reichstaler = 78 Albus) in die Staatskasse zahlen.
Dieses Bild zeigt ein Fachwerkdetail des Hauses in der Klosterstraße / Ecke Burgstraße. Es wurde an einem Dienstagmorgen (19.5.09) fotografiert. Die Sonne scheint von Osten auf die Fensterfront der Burgstraße. Rechts eine Bleistiftzeichnung von Isa E. auf kariertem Papier, die einige Details des Fachwerk-Gebälks darstellt.
Dieses Bild zeigt ein Andreaskreuz, welches die Brüstungsgefache im Obergeschoss ziert. Das Kreuz selbst ist wie alles Gebälk rotbraun gestrichen,doch die verputzten Ausfachungen, die das Andreaskreuz begrenzen, sind weiß und grau umrandet.
Ein schönes Detail:
Die Balkenköpfe des Deckengebälks ragen eine gute Hand breit über das Rähm des unteren Geschosses hinaus. Die außen aufliegende Schwelle macht das nächste Geschoß größer, gibt ihm mehr nutzbare Fläche. Überkragende Obergeschosse sind bei den Spangenberger Fachwerkhäusern häufig zu finden.
An den Balkenköpfen betont die hell- und dunkelgraue Farbgebung die geschnitzten Kanten und Ecken.
links: Ein Ausschnitt aus einer alten Postkarte (Verlag von Oscar Tellgmann, Hofphotograph, Eschwege):
Links drei Häuser auf der Westseite des Marktplatzes, die am 28. Juni 1912 einem Großbrand zum Opfer fielen.
Dahinter ragt das "Hochzeitshaus" deutlich hervor. Man sieht, dass es im steinernen Untergeschoss sowohl zur Klosterstraße als auch zur Burgstraße hin völlig anders gestaltet war.
Eingangsbereich und Schaufenster des damaligen Kaufhauses sind gut zu erkennen.

rechts: Eine alte Fotografie, abgedruckt in der Festschrift "675 Jahre Stadt Spangenberg". Sie zeigt das Haus vor dem größeren Erdgeschoss-Umbau zu einem Kaufhaus.